Geschichte des Bus 34
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- Veröffentlicht am Freitag, 10. Februar 2012 12:30
- Geschrieben von Super User
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Im August 1959 vergab der damalige TICE-Präsident Jules Schreiner bei der Firma Meris-Wagner aus Luxemburg den Auftrag für die Lieferung eines kompletten Autobusses vom Typ Mercedes-Benz O317 mit einer Gesamtinsassenzahl von 102 Personen. Bereits am 11. November 1959 wurde dieses Fahrzeug auf dem Gemeindeplatz in Esch/Alzette der Öffentlichkeit vorgestellt.
Der Bus, welcher beim TICE die Fahrzeugnummer 34 erhielt, besaß drei Türen und war für Schaffnerdienst eingerichtet. Versuchsweise wurde er auch einige Tage mit Schaffner bedient.
Werkseitig war ein automatisches Getriebe eingebaut, das jedoch später durch eine 4 Gang-Schaltung ersetzt wurde. Für die damalige Zeit war dieser Bus mit 34 Sitzplätzen (Fahrer- und Schaffnersitz inbegriffen) und 73 Stehplätzen, das Strassenfahrzeug, welches die meisten Personen befördern konnte. Der 6-Zylinder Dieselmotor war mit 172 PS ebenfalls höher als die Leistung der Busse, die bis dahin auf dem TICE-Netz eingesetzt wurden.
Bus 34 hatte auch keine Stahlfedern mehr, sondern eine ausgleichende Luftfederung mit zusätzlichen Stoßdämpfern. Da er eine Servolenkung besaß benötigte der zwölf Meter lange Bus einen Wendekreis von bloß 21,6 Metern. Den Passagieren bot Bus 34 einen Komfort den sie bis dahin noch nicht kannten. Deshalb galt er auch als Prunkstück des Trambussyndikats. Sein Preis betrug 1.295000 LUF. Er wurde mit dem Kfz-Zeichen 52902 für den Fahrdienst zugelassen. Dieses Kfz-Zeichen befindet sich auch noch heute am Bus.
Während fast 18 Jahren, genauer gesagt bis Mai 1977, beförderte das Fahrzeug die Einwohner aus der Minetteregion. In dieser Zeit hatte der Bus mehr als 800.000 km auf den Strecken des TICE-Netzes zurückgelegt. Bis 1978 verweilte der ausgemusterte Bus noch auf dem TICE-Gelände, wo er als Ersatzsteilspender diente. Ohne Motor, Kompressor und Kühler drohte dem nicht mehr betriebsfähigen Bus bald ein jähes Ende.
Es war in diesem Moment, wo Mitglieder der Vereinigung G.A.R. (Groupement des Amis du Rail) sich entschieden den Bus als Museumswagen zu erhalten. Kurzer Hand erstanden sie den Bus und stellten ihn in Luxemburg auf dem Betriebshof der AVL ab.
Im Jahre 1986 wurden bei der TICE die letzten Busse der Baureihe O317 (Fahrgestell: Mercedes-Benz mit Karosserie Jonkheere) abgestellt und ausgeschlachtet. Wagen 61 war der letzte dieser Serie. Der Austauschmotor wies eine Kilometerleistung von nur 300 000 km auf. Deshalb beschloss die Vereinigung GAR dieses Fahrzeug von der TICE zu erwerben als Ersatzteilspender für Bus 34. Sämtliche fehlenden Teile vom Motor bis zur Heizungsanlage wurden in letztgenanntes Fahrzeug eingebaut.. Schon nach etwa einem Jahr war Bus 34 wieder fahrtüchtig und verrichtete zahlreiche Sonderfahrten bis 1989.
So gründeten sie am 29. April 1995 die Vereinigung „TICE Entente Bus 34/1959 a.s.b.l“. Damit hatten sie sich eine große Aufgabe vorgenommen. Mit Eine zerstörte Querstrebe, ein Kurzschluss und weitere technische Probleme setzten dem Lebensweg ein Ende. Von 1989 bis 1995 wurde das Fahrzeug nur noch von Abstellplatz zu Abstellplatz befördert. Die Verschrottung war nur eine Frage der Zeit..
Zu diesem Zeitpunkt gab es unter den TICE-Fahrern einige, die der Meinung waren, man müsse diesen Wagen für die Nachwelt erhalten, da der ehemalige 34 ein letzter Zeuge aus der Pionierzeit der TICE Busgeschichte selbst, darstellte.dem Ziel den Wagen, den sie vom Groupement des Amis du Rail (G.A.R.) geschenkt bekamen, wieder fahrtüchtig zu machen, wurde die Arbeit in Angriff genommen.
Um die benötigten Geldmittel für die Restaurierung des Busses aufzutreiben, organisierten sie nun zahlreiche Manifestationen wie z.B. “Ein Tag der offenen Tür auf dem TICE Gelände“. Da die Vereinigung außerdem viele Mitglieder zählte, die bereit waren, die Ziele der Vereinigung durch ihre Beiträge oder den Kauf verschiedener Souvenirs zu unterstützen, war es bereits nach ungefähr einem Jahr möglich mit den ersten Arbeiten zu beginnen.
Im Jahre 1996 wurde beschlossen den Bus zur Firma „M+M Bus & Car“ in Heist-op-den-Berg in Belgien zu bringen. Dort wurde der Bus in seine Einzelteile zerlegt und die Karosserie wurde vollständig erneuert. Die Arbeiten am Bus gingen Ende des Jahres 1998 und anfangs 1999 gut voran und man hoffte, dass der Wagen bald wieder in Luxemburg sei.
Nachdem die Achsen schon in Lüttich erneuert waren. brachte man im März 1999 die Sitzbänke nach "Ceské Velenice" in Tschechien. Dort wurden die Gerüste und die Polsterung der Sitzbänke erneuert, was etwa drei Monate dauerte.
Da in der Zwischenzeit, die Verantwortlichen der Vereinigung trotz enormer Anstrengung nicht mehr in der Lage waren, die für die Weiterführung der Restaurierung benötigten Gelder aufzutreiben, verkaufte man das Fahrzeug für den symbolischen Franken an den "Service des Sites et Monuments".
Schlechte Nachrichten kamen jedoch aus Belgien. Die rechte Frontscheibe war zerstört.. Trotz mannigfaltiger Versuche gelang es weder der Firma „M&M“ noch der Vereinigung eine Ersatzscheibe aufzutreiben. Da die restlichen Arbeiten aber ausgeführt waren, entschloss man sich den Bus im Februar 2000 wieder nach Luxemburg zu überführen. Jean Paul Grasges, Fuhrparkleiter der Firma ARTHUR WELTER lieferte den Bus mit einem Tieflader gleich bei Mercedes-Benz in Luxemburg ab. Hier wurde der Motor wieder eingebaut und die restlichen Arbeiten für die Zulassung ausgeführt.
Da die Vereinigung im Mai 2000 erneut „Einen Tag der offenen Tür“ auf dem TICE- Gelände organisierte, wurde der teilweise restaurierte Bus 34 gleich den Besuchern vorgeführt..
Doch das Problem der zu ersetzenden rechten Frontscheibe war aufgeschoben doch immer noch nicht aus der Welt geschafft.
Ohne dieses Teil war an eine Zulassung nicht zu denken. Angesichts der Tatsache dass solch „antikes“ Material nicht mehr aufzutreiben war, verschärfte sich die Lage auf ein Weiteres.
Anfang 2001 erklärte sich ein belgischer Glasfabrikant bereit eine neue Scheibe nach Maß anzufertigen. Eines der schwierigsten Probleme bei der Restaurierung des Busses schien gelöst. Ein Generalstreik bei besagter Firma verschob aber den Fertigstellungstermin auf ein Neues.
Ein weiteres Jahr verging ehe man das Fahrzeug der technischen Endkontrolle vorgeführt konnte.Nachdem die eigentlichen Restaurierungsarbeiten am Bus etwa fünf Jahre gedauert hatten, waren die Verantwortlichen mehr als zufrieden als im Dezember 2001 die letzte Hürde, nämlich die Zulassung für den aktiven Fahrdienst in Kraft trat.
Anfang 2002 waren mehrere Fahrten mit dem Bus vorgesehen. Die Verantwortlichen der Vereinigung mussten jedoch einen schweren Rückschlag hinnehmen als man bereits bei der dritten Fahrt in einen Auffahrtsunfall verwickelt wurde.
Genau wie andere Besitzer von Oldtimerfahrzeugen hatte man bei „Télévie“ teilgenommen. Auf Helfenterbrück kam es zu einem Unfall als ein moderner Doppeldeckerbus nicht mehr rechtzeitig anhalten konnte. Dabei drückte er vier vor ihm stehende Oldtimerbusse ineinander, wobei Bus 34 vorne und hinten beschädigt wurde. Daraufhin war der Wagen wieder ein halbes Jahr außer Betrieb.
Nach all diesen bösen Omens kam es dann endlich und definitif zu einer Lageverbesserung. Die Vereinigung bekam die ersten Anfragen für Fahrten zwecks besonderen Anlässen. Nach jahrelangen „Schicksalsschläge“ war der erste Auftrag ausgerechnet die Beförderung einer Hochzeitsfete. Zahlreiche weitere Fahrten folgten. Der lang ersehnte Erfolg stellte sich ein. Eine Fahrt in die Vergangenheit war das Besondere. Weniger komfortabler, aber Bus 34 ist ja auch etwas BESONDERES.
Nachdem Ihnen hier das bewegte Leben eines Busses geschildert wurde, hoffen wir, dass auch Sie neugierig geworden sind und Bus 34 einmal anmieten möchten.
Eine Reise in die Fünfziger. Vergangenheit mit Gegenwart verbinden.